Geometridae
Spanner
Unterfamilie Geometrinae (Grünspanner)
Zur Faltergalerie Geometridae Geometrinae >
Die Geometrinae sind weltweit eine recht grosse Unterfamilie der Geometridae, in der Schweiz jedoch eine kleine. Weltweit sind etwa 2350 Arten erforscht, von denen die meisten in den Neotropen, Afrotropen, im Indopazifik und in Australien vorkommen. Knapp die Hälfte oder rund 1150 Arten lebt im Indopazifik und in den Afrotropen. Ungefähr 470 Arten sind in den Neotropen beheimatet und etwa 400 Arten in Australien. In Europa leben zwischen 30 und 40 Arten.
In der Schweiz sind sie mit 13 Arten vertreten und werden in 7 Triben unterteilt.
Tribus Pseudoterpnini (2)
Aplasta ononaria (Fuessly, 1783)
Pseudoterpna pruinata (Hufnagel, 1767)
Tribus Geometrini (1)
Geometra papilionaria Linnaeus, 1758
Tribus Comibaenini (2)
Comibaena bajularia (Denis & Schiffermüller, 1775)
Antonechloris smaragdaria (Fabricius, 1787)
Tribus Hemitheini (4)
Hemithea aestivaria (Hübner, 1789)
Chlorissa viridata (Linnaeus, 1758)
Chlorissa cloraria (Hübner, 1813)
Chlorissa etruscaria (Zeller, 1849)
Tribus Thalerini(1)
Thalera fimbrialis (Scopoli, 1763)
Tribus Hemistolini (1)
Hemistola chrysoprasaria (Esper, 1795)
Tribus Jodiini (2)
Jodis lactearia (Linnaeus, 1758)
Jodis putata (Linnaeus, 1758)
Zahlen in Klammern = Anzahl Arten pro Tribus in der Schweiz.
Die in der Schweiz vorkommenden Arten sind weltweit in folgenden geografischen Klimaregionen zu finden:
A. ononaria
P. pruinata
G. papilionaria
C. bajularia
A. smaragdaria
H. aestivaria
C. viridata
C. cloraria
C. etruscaria
T. fimbrialis
H. chrysoprasaria
J. lactearia
J. putata
submediterran
europäisch-westasiatisch
paläarktisch
westpaläarktisch
paläarktisch
holarktisch
eurosibirisch
submediterran
meditarran-turanian
eurasiatisch
paläarktisch
paläarktisch
paläarktisch
In der Schweiz sind die meisten Grünspanner selten bis sehr selten. Es gibt nur drei Arten, welche etwas häufiger vorkommen: G. papilionaria, H. aestivaria und H. chrysoprasaria. Weit verstreut, jedoch lokal ist J. putata. Von A. smaragdaria gibt es nur Meldungen aus dem Wallis. Von A. onostaria sind die Fundmeldungen seit 1970 stark zurückgegangen. Auch von C. etruscaria gibt es nur wenig neuere Fundmeldungen von zwei Stellen aus dem Tessin, wo die Art mehrfach am Licht erschienen ist. (Ein Fund von 2017 aus Visperterminen VS muss mangels Beleg bis auf weiteres als fraglich betrachtet werden.)
Lebensräume
Man findet die Grünspanner in sehr unterschiedlichen Lebensräumen. Die meisten sind jedoch an warme, sonnige und trockene Habitate gebunden. C. bajularia bewohnt sonnige Eichenhaine. G. papilionaria findet man dagegen in kühleren Wäldern, J. putata wird in Moorlandschaften und Heidelbeergebieten gefunden. Die Raupen von J. lactearia leben oft in der Nähe von Kalkfelsen, vielfach in feuchteren Wäldern, an Waldrändern und Waldwegen. Für viele Arten wird der Lebensraum infolge Zerstörung ihres Habitates immer mehr zurückgedrängt. Dies trifft insbesondere für Arten zu, welche xerothermophile Areale bewohnen. Eine Arealerweiterung konnte jedoch H. chrysoprasaria während des 20. Jahrhunderts mit der Ausbreitung von Clematis vitalba verbuchen (A. Hausmann, 2001).
Falter
Aussehen: Bis auf eine Ausnahme (Aplasta ononaria) sind in der Schweiz alle Geometrinae grün, woraus sich der Trivialname Grünspanner ableitet. Aplasta ononaria fällt mit ihrer hell orange-roten Erscheinung aus dem Rahmen. Vorder- und Hinterflügeloberseiten sind bei allen Arten farblich praktisch identisch. Die Flügelunterseiten sind im Gegensatz zu vielen anderen Spannerarten ebenfalls gleich gefärbt und gemustert wie die –oberseiten, manchmal leicht schwächer. Beide Flügelpaare zeigen bei allen grünen Arten weisse oder grüne Querlinien, ausgenommen bei Comibaena bajularia und Antonechloris smaragdaria, wo die Linien auf den Hinterflügeln fehlen. Bei Aplasta ononaria sind die Linien auf den Vorderflügeln rötlich-braun, auf den Hinterflügeln oft reduziert oder fehlend.
Es gibt keinen Geschlechtsdichroismus, d.h. ♂♂ und ♀♀ sehen gleich aus. Die ♀♀ sind in der Regel etwas grösser als die ♂♂. Eine allfällige 2. Generation ist meist kleiner. Die Fühler der Geometrinae sind bei den ♂♂ mehr oder weniger stark gekämmt, ausser bei Hemithea aestivaria, Aplasta ononaria und den Chlorissa-Arten, wo sie fadenförmig sind. Bei den ♀♀ sind die Fühler fadenförmig, mit Ausnahme von Thalera fimbrialis mit leicht gekämmten Fühlern. Bei vielen Grünspannerarten ist das Frenulum reduziert oder fehlt ganz wie bei Aplasta ononaria. Von den in der Schweiz lebenden Grünspannern ist Geometra papilionaria mit einer Flügelspannweite von 40 – 50 mm die grösste Art. Sie ist somit ungefähr doppelt so gross wie die anderen Grünspannerarten.
Verhalten: Die Geometrinae sind tagsüber oft im Blattwerk oder in der Bodenvegetation verborgen, wo sie mit ihrer grünen Farbe hervorragend getarnt sind. Sie werden deshalb selten am Tag gesehen. In Heidelbeerwäldern ist es jedoch möglich, Jodis putata bei Tag oft in grosser Anzahl in der Vegetation zu finden. Viele ♂♂ werden nachts von Lichtquellen angezogen, die ♀♀ sind eher selten dort zu finden.
Flugzeiten: Anders als bei den Archiearinae, Ennominae und den Larentiinae, wo viele Arten im Frühling, Spätherbst und sogar an warmen Wintertagen fliegen, ist die Flugzeit der Geometrinae ausschliesslich auf die Sommermonate beschränkt. Gemeinsam ist allen Arten, dass sie im Monat Juni anzutreffen sind. Mit nur einem Monat Flugzeit hat H. aestivaria von allen Grünspannern die kürzeste Präsenz.
Jan. |
Feb. |
März |
April |
Mai |
Juni |
Juli |
Aug. |
Sept. |
Okt. |
Nov. |
Dez. |
||||||
A. ononaria |
|
|
|||||||||||||||
P. pruinata |
|
|
|
||||||||||||||
G. papilionaria |
|
|
|
|
|||||||||||||
C. bajularia |
|
|
|||||||||||||||
A. smaragdaria |
|
|
|
|
|||||||||||||
H. aestivaria |
|
||||||||||||||||
C. viridata |
|
|
|
|
|||||||||||||
C. cloraria |
|
|
|
|
|
||||||||||||
C. etruscaria |
|
|
|
|
|||||||||||||
T. fimbrialis |
|
|
|
|
|||||||||||||
H. chrysoprasaria |
|
|
|||||||||||||||
J. lactearia |
|
|
|
|
|
|
|||||||||||
J. putata |
|
|
|
Überwinterungsstadien und Generationen
|
Raupe |
Puppe |
Generationen |
A. ononaria |
· |
|
1 ev. 2 |
P. pruinata |
· |
|
1 – 2 |
G. papilionaria |
· |
|
1 |
C. bajularia |
· |
|
1 |
A. smaragdaria |
· |
|
2 |
H. aestivaria |
· |
|
1 |
C. viridata |
|
· |
1 – 2 |
C. cloraria |
|
· |
1 – 2 |
C. etruscaria |
|
· |
1 – 2 |
T. fimbrialis |
· |
|
1 ev. 2 |
H. chrysoprasaria |
· |
|
1 ev. 2 |
J. lactearia |
|
· |
1 – 2 |
J. putata |
|
· |
1 |
In der Schweiz überwintern 8 Arten als Raupe und 5 als Puppe. 4 Arten haben nur 1 Generation. Eine Art hat 2 Generationen und 8 Arten haben in klimatisch begünstigten Regionen 2 Generationen, wobei die 2. Generation oft unvollständig sein kann. Die Generationenfolge der Chlorissa-Arten ist nicht genau geklärt. Von Chlorissa viridata stammen die meisten Fangdaten vom Mai und Juni und nur noch wenige vom Juli und August. Es wird vermutet, dass es sich um zwei Generationen handelt, wovon die 2. wahrscheinlich unvollständig ist.
Höhenverbreitung

Ei
Die Grünspanner haben meist rundliche bis ovale, seitlich teils flachgedrückte Eier in der Farbe grün, gelb, oder bräunlich. Meist werden sie einzeln und in kleinen Grüppchen abgelegt. Eine Ausnahme bildet die Eiablage von H. chrysoprasaria. Diese Eier sind rund, oben und unten flach und werden wie die Tagfaltereier von Araschnia levana in Zylinderform an die Blattunterseite oder an den Pflanzenstängel gekittet. Die Räupchen verlassen hier die Eier seitlich.
Raupe
Aussehen: Die Raupen der Geometrinae haben bis auf vier Ausnahmen ein ganz ähnliches Aussehen. In der Ruhehaltung sind sie gestreckt und haben die Vorderbeine dicht an den Körper angezogen. Gemeinsam sind ihnen die doppelten Kopf- und die Analspitzen, was ihnen ein zweigähnliches Aussehen verleiht. J. lactearia und J. putata können überhaupt nicht voneinander unterschieden werden. Ein völlig anderes Aussehen haben jedoch die Raupen von A. ononaria, G. papilionaria, C. bajularia und A. smaragdaria. Die beiden letztgenannten bestücken sich mit kleinen Blattresten, welche am Raupenkörper angesponnen werden. Die Raupe von G. papilionaria ist sehr variabel im Aussehen und passt sich jeweils farblich perfekt der Unterlage an. Ihre fleischigen Rückenzapfen täuschen kleine Astunregelmässigkeiten vor. Als einzige Grünspannerraupe ist A. ononaria gedrungen und behaart und ihr Aussehen gleicht eher einer Bläulingsraupe. Auch sie ist im Blattwerk der Hauhechelpflanze kaum zu finden.
Weitere Raupenansichten im Lepiforum:
https://lepiforum.org/wiki/taxonomy/Geometroidea/Geometridae/Geometrinae?view=15®ions=ch
Verhalten: Die typischen Grünspannerraupen mit den Kopf- und Analspitzen sitzen oft abgespreizt am Zweig oder auf der Blattoberseite. Wenn die Raupen in Ruhestellung am Blattwerk sitzen, lassen sie sich kaum stören. Sie bleiben unbeweglich am Zweig, auch wenn der Ast abgeschnitten und wegtransportiert wird, offenbar im Wissen, dass sie als getarntes Zweiglein unsichtbar sind. Anders verhalten sich die Raupen von C. bajularia und A. smaragdaria. Mit ihren festgesponnenen Blattteilchen am Körper und ihrer schwankenden Vorwärtsbewegung täuschen sie ein im Wind wehendes, welkes Blattstücklein vor. Die Raupe von A. ononaria wiederum beisst ihren Blattstängel durch, damit er nach unten knickt und versteckt sich dann in den herunterhängenden Blättern. Die monophage Raupe lebt nur an Ononis (Hauhechel). Die zweite monophage Raupe J. putata soll sich ausschliesslich von Vaccinium myrtillus und uliginosum (Heidelbeere und Moorbeere) ernähren. (Die in der Literatur erwähnte Alnus spp. wird als fraglich betrachtet.) 3 Raupen sind oligophag und ernähren sich jeweils von einer Pflanzenfamilie (A. pruinata von Ginsterarten, A. smaragdaria von Asteraceae und H. chrysoprasaria von Ranunculaceae). Die restlichen 8 Arten sind polyphag und fressen an vielen verschiedenen Pflanzenarten. J. lactearia verursacht während des ganzen Raupenstadiums Lochfrass in die Blätter, wie auch die Jungraupe von C. bajularia.

Puppe
Die Puppen sind klein bis ziemlich gross mit verschiedenen Formen, Farben und Strukturen. Man findet relativ einheitlich grüne aber auch recht bunt gemusterte beige oder bräunliche Puppen, die oft mit schwarzen Flecken gesprenkelt oder gestreift sind und selten glänzen. Die Verpuppung findet nicht unter der Erde, sondern meist in lose zusammengesponnenen Blattteilen statt, manchmal an der Pflanze oder am Boden. Viele Puppen sind nicht eindeutig bestimmbar.
Weitere Puppenansichten im Lepiforum:
https://lepiforum.org/wiki/taxonomy/Geometroidea/Geometridae/Geometrinae?view=20®ions=ch
Letztes Update 13. 03. 2013
Überarbeitung: 14. 03. 2025